„Ich mache nur eine Ausbildung…“

„Ich mache nur eine Ausbildung…“

Das war mein Standardsatz, als mich Familie, Bekannte, Mitschüler:innen und Lehrkräfte immer wieder fragten, was ich nach dem Abi vorhabe. Dabei schlich sich das kleine Wörtchen „nur“ in meine Antwort – fast unbemerkt. Auf dem Gymnasium hatte ich das Gefühl, dass ein Studium der einzig akzeptierte Weg war. Zu oft hörte ich im Unterricht Sätze wie „Wenn ihr an der Uni seid…“. Aber für mich war damals klar: Studieren passt nicht zu mir.

Vor ziemlich genau zehn Jahren startete dann meine Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print. Für mich die richtige Entscheidung. Ab Tag eins gab es für mich spannende Aufgaben, tolle Mit-Azubis und richtig gute Unterstützung von meinen Mentor:innen und Ausbilder:innen. Sogar der Berufsschulunterricht hat Spaß gemacht. Und dann das Beste: Ich war richtig gut. Für jemanden, der fürs Abi kämpfen musste, war das der pure Motivationsboost. Nach zweieinhalb Jahren hatte ich meinen Abschluss in der Tasche – und ein Jobangebot obendrauf. Das habe ich allerdings abgelehnt…

Plot Twist

…denn plötzlich wollte ich doch studieren. Direkt nach dem Abi war ich nicht bereit dafür – ich wusste zwar, dass ich „irgendwas mit Medien“ machen will, aber ich hatte keinen Plan, wohin die Reise gehen soll. Während der Ausbildung änderte sich das: Ich lernte die Branche kennen, schnupperte in verschiedene Abteilungen herein und entdeckte meine Stärken. Dadurch war klar: Kommunikation ist mein Ding!

Im Oktober 2018 ging’s für mich dann also doch noch an die Uni. Publizistik und Germanistik an der JGU in Mainz. Das Studium lief richtig gut, sogar schneller als geplant. Dennoch merkte ich, dass ich einfach der Praxistyp bin. Theorie ist spannend, aber ich wollte wieder rein ins echte Arbeitsleben. Dank additiv war ich schneller zurück, als ich dachte.

Best of both worlds

Was mir heute klar ist: Beide Wege – Ausbildung und Studium – haben mich auf ihre Weise geprägt und weitergebracht. In der Ausbildung habe ich gelernt, wie wichtig eine strukturierte Arbeitsweise ist, um Projekte effizient zu planen und umzusetzen. Die Organisation komplexer Prozesse war damals mein Alltag und ist es heute noch – nur mit neuen Herausforderungen und auf einer anderen Ebene. Und noch ein ganz pragmatisches Learning: Die Grundlagen der Office-Anwendungen habe ich schon früh beherrscht und im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert und ausgebaut. Deshalb komme ich selbst mit Excel gut zurecht – auch wenn Formeln, Zahlen und Tabellen nie meine große Liebe waren.

Das Studium wiederum hat meinen Blick für das große Ganze geschärft. Strategisch denken, gezielt recherchieren, Zusammenhänge hinterfragen und kreative Lösungen entwickeln: Diese Fähigkeiten habe ich vor allem auf dem Campus und in meiner Wiesbadener Studentenwohnung entwickelt. Bei additiv kann ich das Beste aus beiden Welten vereinen.

Wenn ich zum Beispiel an die Entwicklung neuer Kommunikationsstrategien denke, profitiere ich von meinem Verständnis für strategische Planung aus dem Studium – genauso wie von der Hands-on-Mentalität, die ich in der Ausbildung gelernt habe. Die Kombination aus Kreativität und Struktur hilft mir, jeden Tag neue Ideen umzusetzen.

Mein Fazit dazu ist: Es gibt keinen „besseren“ oder „richtigen“ Weg. Wichtig ist, dass es der eigene Weg ist. Und wenn man sich mal verläuft? Umso besser – manchmal liegt genau dort das Beste versteckt. Und übrigens: Im Studium kam dann die nächste Frage, die mich oft zum Schmunzeln gebracht hat: „Ach, du machst nur den Bachelor?“ 😊

P.S.: Ich bin inzwischen selbst Ausbilderin für den Beruf Medienkauffrau Digital und Print – und ja, wir haben aktuell sogar eine eigene Auszubildende im Team. Ein cooler Full Circle Moment, jetzt „auf der anderen Seite“ zu sitzen und jemanden genauso auf seinem Weg unterstützen zu können, wie ich es erleben durfte.