Klick mich und bleib!
Was macht guten Content aus? Wie halte ich User:innen auf meiner Webseite? Mit vielen Fragen fuhr ich zum Seminar „Schreiben für digitale Medien“ nach Stuttgart – mit Antworten und konkreten Tipps kehre ich zurück.
Mit dem Texten kenne ich mich aus – dachte ich. Als Redakteurin für additiv weiß ich, was die Fachpressekommunikation fordert: komplexe Themen unserer Kund:innen aus dem Bereich Stahl, Maschinenbau, Logistik und IT aufbereiten und verständlich machen.
Aber wie sieht es mit den Texten fürs Web aus? Um das zu erfahren, besuchte ich das Seminar „Schreiben für digitale Medien“ der Deutschen Presseakademie. Mit elf Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Branchen entführte mich unser Referent Udo Taubitz in die Welt der Online-Texte.
Was im Web anders läuft
B2B-Marketing erfolgt nicht mehr rein über klassische Pressearbeit und Printmedien. Doch es reicht nicht aus, bunte Webseiten zu gestalten und ziellos mit Texten zu bestücken. Worauf kommt es dann an? Die User:innen überfliegen Texte und scannen sie eher anstatt sie aufmerksam zu lesen. Deshalb müssen die Webtexte anders sein:
- zielgruppenspezifisch
- auf den Punkt geschrieben
- kürzer
- verständlich
- gut auffindbar
- aufmerksamkeitsstark
- von hohem Nutzwert
- multimedial
15 Sekunden entscheiden
Der erste Eindruck einer Seite zählt – innerhalb von 15 Sekunden entscheiden User:innen, ob sie bleiben oder gehen. Seiten mit hohem Unterhaltungswert steigern das Interesse. Ins Auge springen vor allem Headlines, Teaser, Info-Kästen und Bildunterschriften. Studien haben ergeben, dass Textpassagen und -fragmente auf der linken Seite der Website die User:innen fesseln. Schon die Überschrift sollte spannend sein, aufrütteln, Neugierde wecken. Ebenso der Teaser. Und die Artikelseite muss die Neugier dann befriedigen und gut strukturiert sein.
Im Seminar versuchten wir uns an zahlreichen Übungen, kreierten passende Überschriften und Teaser, befreiten Texte von unnötigem Ballast und schrieben Info-Texte neu. Es erstaunte mich, wie unterschiedlich die Ergebnisse waren – selbst in den kurzen Texten für eine Bilderstrecke wiederholte sich kein einziger Satz.
Was hängen bleibt
Udo Taubitz versteht sein Handwerk. Der versierte Schreibcoach und Autor zeigte anhand vieler Beispiele, dass Sätze oft künstlich aufgebläht werden, nur so vor Substantivierungen wimmeln und durch zahlreiche Fach- und Fremdwörter kompliziert klingen. Er forderte uns auf, Worthülsen zu entlarven, Texte vom Korsett zu befreien, aktive Verben zu nutzen, einfacher zu schreiben. So lernten wir, unseren Blick zu schärfen.
„Wie würdet ihr es der Freundin erklären?“
, fragte Udo Taubitz häufig in die Runde. Stimmt! Wenn man es so betrachtet, lassen sich selbst komplexe Themen besser beschreiben.
Doch es ist gar nicht so einfach, die Knoten im Kopf zu lösen. Allzu schnell fällt man wieder in das alte Muster. Ich kehre an meinen Schreibtisch in der Agentur zurück und nehme mir vor, an meinen Texten zu feilen. Und den gutgemeinten Rat von Udo Taubitz: „Vergesst eure Deutschlehrer*!“, werde ich künftig auch beherzigen!
*(Bezog sich auf die Verwendung von Bindestrichen, bspw. besser Tal-Entwässerung statt Talentwässerung)